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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 120

1911 - Erfurt : Keyser
— 120 — bett prächtigen, zweistöckigen (Srfer, der in feinem giebelcirtigen Abschluß fast benfelben Ansban wie der stattliche Türeingang zeigt. i Der 3vjährige Krieg: Wie aber schon gesagt, hielt bic Besserung der Verhältnisse nicht an; durch den 30jährigen Krieg, in dem Erfurt furchtbar zu leiben hatte, würde fein Wohlstanb voliftänbig vernichtet (f. Das Erfurter Laub im 30jährigen Kriege, Nr. 47). Von den großen Heerführern biefer Zeit, sah die Stadt nur den Schwebenkönig Gustav Aböls, der am 22. September 1731 einritt (f. Nr. 48, 49, 50 u. 51). Er zeigte sich sehr hulbvoll und schenkte Erfurt viele Kloftergiiter; auch der Universität nahm er sich warmherzig an. Durch eine Verfügung vom 9. Oktober 1632 aus Nörblingen überließ er Erfurt alle weltlichen Rechte, die einst dem Erzbischof zugeftanben hatten, den Mainzer Hof, die fünf Kiichenbörfer, die beiben Stifter, 8 Klöster und enblich die noch dem katholischen Gottesbienste geweihten Pfarrkirchen. Er wollte die Stadt „für die dem evangelischen Wesen treu geleistete Assistenz" belohnen und zur Wieberaufrichtung der „fast gar zerfallenen uralten Akabemie" beitragen, zu bereu Förberung er schon im Jahre vorher der Stadt das Negier Kloster überwiesen hatte. Der Oberhoheit behielt der König sich freilich „in alleweg" vor. Doch schon der Prager Friebe 1635 brachte eine Aenberung der Erfurt so günstigen Verhältnisse. Der Kurfürst und die Klöster traten nach dem Abzüge der Schweden wieber in ihren alten Be-sitzsianb ein, ebenso würden die beiben Stiftskirchen von den Evangelischen geräumt. Die Universität, welche auch die ihr zugelegten Kloftergiiter wieber verlor, sank in den alten traurigen Zustanb zurück; benn der Rat war nicht imstanbe, ihr den Verlust aus eigenen Mitteln zu becken. Zwar kehrten die Schweden unter Bauer schon im folgenben Jahre in die Stadt zurück, nachdem sie biefetbe am 19. Dezember heftig beschossen hatten (f. Nr. 52); aber sie kümmerten sich nicht um ihre Verwaltung. Der Rat konnte nach eigenem Ermessen schalten und walten, und auch dem Kurfürsten von Mainz, feinen Beamten und der katholischen Geistlichkeit sicherten die Schweden die Erhaltung ihrer Güter und Rechte zu. Die ihnen gänzlich überlassene Eyriaksburg würde ebenso wie die Stadt aufs neue befestigt. Den hohen und starken Turm am Brühler Tor ließen die Schweden nieberreißen, auch legten sie den Wall weiter zurück, um die Burg mehr von der Stadt zu entfernen und biefe ihr unterzuorbnen. — Währenb der noch übrigen Dauer des Krieges finb die Schweden in Erfurt geblieben. Der letzte Teil der fchwebifchen Besatzung hat sogar erst 2 Jahre nach dem Friebensschlnß die Stadt verlassen, die nun auch baran beulen konnten, das Friebensfest zu feiern, herzlich froh, daß die schreckliche Kriegszeit enblich vorüber war (f. Nr. 53, 54, 55). Innerhalb des balb 20jährigen Aufenthaltes der Schweden, in welcher Zeit die Stadt boliftänbig frei von Mainz gewesen,

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 160

1911 - Erfurt : Keyser
— 160 — werden konnte, mußten Kirchengeräte und manches häusliche Schmuckstück aus edlem Metall zur Einschmelzung abgeliefert werden. Sorgfältig sichtete der herzogliche Zahlmeister die einzelnen Stücke, gab die unechten zurück und verrechnete die anderen pfundweise. Die ersehnten Tausende kamen zusammen, doch welch' herrlichen Stücke einer mittelalterlichen Edelschmiedekunst gingen dadurch verloren! Vorteile der schwedischen Herrschaft für Die Stadt: Unter der schwedischen Herrschaft hat die Stadt aber auch mancherlei «nies empfangen. Gustav Adolf schenkte ihr sämtliche mainzischen Besitzungen und Rechte und erklärte sie für unabhängig. Infolge des königlichen Schenkungsbriefes wurden die katholischen Kirchen mit für den evangelischen Gottesdienst benutzt. Schon am 7. September 1632 fand die erste Gedenkfeier für Gustav Adolfs Sieg bei Breitenfeld im Dom statt. Von 8 Uhr ab erklang dreimal „das große Geläut" und von 9 bis 10 brausten unter zweifacher ^rgelbegleitung deutsche Lobgesänge durch die hohen Hallen. Der Predigt folgte unter dem Donner der Wall- und Burggeschütze ein tausendstimmiges Tedeum (Lobgesang). Alter Zustand: Im Frieden von Prag (1635) jedoch mußte Erfurt seinen geschenkten Besitz wieder herausgeben und die mainzische Herrschaft neu anerkennen, wenn auch vom nächsten Jahre ab Burg- und Stadtkommando abermals in schwedische Hände überging. (Nach Pros. A. Kirchhofs.) 52. Belagerung Erfurts durch die Schweden. (1636.) Anno 1636 nach dem etliche jahr her viel jammer und elend des Krieges erlitten worden, kam endlich sedes belli1) gar in diss Land und wurde im Decembri nach erhaltener Schlacht bey Wittstock die stadt Erfurd von den Schwedischen belagert und zusamt der Burg per accordo2) eingenommen. Es sazte sich die Schwedische armada3) auf einen montag (19. Dez.) für der stadt auf den Daferstettischen berge, und weil die nacht vorher etzliche schanz-körbe und geschüz dahin gebracht worden, wurde denselben tag etwan um 1 uhr die stadt mit 21 schössen begrüsst, denen dann von Spelberge4) mit 22 schlissen aus halben karthaunen5) und anderen groben stücken geantwortet wurde, ohne was von der Burg her geschah. Dieweil aber der feind eitel feuerkugeln in die stadt geschossen, gieng von denselben ein feür unter dem Petersberge auf, welches fünf scheüren verzehrete, und weil die leüthe des handels ungewohnet wahren, es *) sedes belli = Kriegsschauplatz; 2) per accordo zu gleicher Zeit; ') Schwedische armada — Schwedische Kriegsmacht; 4i ciiöenöe der heutigen Balmhofstraße; 5) Karthaunen = Kanonen, deren Kugeln ',4 Zentner wogen (1. quartanaj.

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 84

1902 - Karlsruhe : Lang
— 84 die der Krieg von neuem entflammt wurde. Er erlieft das wgenannte Restitutionsedikt, eine Verordnung, die bestimmte r? s, Flrchengüter. die von protestantischen Reichsständen eit dem Paffauer Vertrage widerrechtlich, d. H. qeqen die Be-thmmungen des Paffauer Vertrages und des Augsburger Re-ligionsfriedens, eingezogen worden waren, der katholischen Kirche zuruckgegeben werden müßten. Die^ Anregung zur Erlassung, f i gmg von dem französischen Minister Kar- dinal Richelieu ans. Er wollte Frankreich zur ersten Macht Europas erheben, und da war ihm eine starke, auf ein einiges Deutschland gestützte Kaisergewalt im Wege. Darum trieb er insgeheim dte Mitglieder der Liga an, den Kaiser zum Erlaß des Ediktes zu drangen. Er durfte sicher sein, daß dadurch der -I V Zwilchen den katholischen und den protestantischen standen in Deutschland wieder beginne. Bisher hatten die mächtigsten protestantischen Fürsten, wie der Kurfürst von schien, aut der Seite des Kaisers gestanden, oder wie der Kurfürst von Brandenburg, am Kriege keinen Teil genommen, -Lunt) das Restitutionsedikt waren sie mit großen Verlusten bedroht; darum war es wahrscheinlich, daß sie die Waffen gegen den Kaiser ergreifen würden. Wallensteins Entlassung. Walleustein hatte sich durch Die Erpressungen und Mißhandlungen, die seine Truppen in Jcorddeutfchland verübt hatten, bei den deutschen Fürsten verhaßt gemacht, darum stellte Maximilian von Bayern in einer Kur-fürsteiiversammlung an den Kaiser das Ansinnen, Walleustein zu entlasten und dessen Heer zu verabschieden, und bedrohte den Kay er mit Krieg für den Fall, daß er sich weigern sollte. Ferdinand 11. gab nach; Wallenstein erhielt den Abschied, seine truppen liefen auseinander, und der Kaiser hatte kein fteer mehr m Deutschland. Xer schwedische Krieg. Im Jahre 1630 am Johannistage landete der König Gustav Adols von Schweden mit einem nicht großen, aber wohlgerüsteten Heere, ohne vorher dem Kaiser den Krieg erklärt zu haben, an der Insel Ilsedom. Die kaiserlichen Besatzungen in Mecklenburg, Pommern, Brandenburg wurden bis zu Jsnde des Jahres verjagt. Die Reichsstadt ..cagdeburg schloß ein Bündnis mit dem Schwedenkönige. Die Kurfürsten von Brandenburg und Sachsen dagegen waren nicht geneigt, sich mit Gustav Adols zu verbinden.' Im Mai 1631 wurde Magdeburg von Tilly belagert, erstürmt und ging in Flammen auf. Bald darauf wurde Tilly bei Breitenfeld, unweit Leipzig, von Gustav Adolf besiegt. Gustav Adolf eroberte hieraus Mitteldeutschland bis zum Rhein und im folgenden Jahre Schwaben und Bayern, nachdem er Tilly bei

4. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 96

1902 - Karlsruhe : Lang
— 96 — westfälischen Frieden trat er als Generalfeldmarschall in die Dienste des Kurfürsten Friedrich Wilhelm. Durch seinen Eifer und seine Tüchtigkeit brachte er es dahin, daß die branden, burgischen Truppen bald zu den besten in ganz Europa gehörten. Dazu trug indes besonders der Umstand bei, daß Kur- Der Große Kurfürst. fürst Friedrich Wilhelm sein Heer nicht mehr durch angeworbene Leute aus aller Herren Ländern ergänzte, sondern in seinem Staate die Wehrpflicht einführte. Die Kurfürsten von Brandenburg sollten nach dem Tode des letzten Herzogs von Pommern dessen Land erben. Allein im westfälischen Frieden wurde Vorpommern mit der Insel Rügen den Schweden zugesprochen, und Kurfürst Friedrich Wilhelm erhielt als Entschädigung das Erzbistum Magdeburg mit Halberstadt und die Bistümer Minden und Kamin. Seinem Großvater war im Jahre 1614 durch Erbschaft das Herzogtum Klebe am Niederrhein und das Herzogtum Preußen zugefallen. So besaß Friedrich Wilhelm ein großes Landgebiet; aber die einzelnen Teile desselben hingen nicht zusammen, und er mußte für das Herzogtum Preußen überdies den König von Polen als feinen Oberlehensherrn anerkennen. Ein zwischen Schweden

5. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 135

1902 - Karlsruhe : Lang
135 Stellung in Deutschland und als europäische Großmacht seine Heereseinrichtungen verbessern müsse. Er arbeitete bafurjelblt einen Plan aus. Der Lanbtag verweigerte aber die zur Durchführung der Heeresverbesserung nötigen Gelbmrttel. Darüber brach zwischen Regierung und Volksvertretung ein Zwist cm*, der sich fünf Jahre hinzog. Der tatkräftige Minister Otto von Bismarck sah voraus, daß über kurz ober laug das Schwert zwischen Österreich und Preußen entscheiden werde, Ueß stch durch nichts irre machen und nahm selbst bett Haß eines großen Teiles der Bevölkerung ans sich, um seinem Kömge zur ^nrch-sührnng seines Verbessertutgsplanes znr ^ette zu stehen. ~u Entscheibung nahte heran. , , . Im Herbste 1863 starb König ^nebnch Vii. von Dänemark. Sein Nachsolger Christian Ix. gab seinem Königreiche eine iteue Verfassung. Dnrch bieselbe wollte er das Herzogtum Schleswig dem bänischen Staate einverleiben. Nun aber waren die Herzogtümer Schleswig und Holstein seit Jahrhunderten miteinander verbunben, und ihre Trennung wäre wiber das gute und verbrieste Recht gewesen. Holstein war ein beutsches Bundesland , konnte also nicht dem bänischen Staate etuverleibt werben; Schleswig war zwar kein Bunbeslanb, hatte aber das Recht, mit Holstein vereinigt zu bleiben. .Schon 1848 hatte Dänemark die Einverleibung Schleswigs versucht; die Schleswtg-Holsteiner hatten sich mit bewassneter Haitb für ihr Recht gewehrt utib waren ansatigs auch vom Deutschen Bunde unterstützt worben. Von biefent verlassen, unterlagen sie mich zweijährigem Karnpse den Dänen. Die europäischen Mächte bestimmteit 1852 durch das Londoner Protokoll int Einverständnisse mit dem Bunbes-tage, daß Schleswig mit Dänemark verbunben werben solle. Ganz Deutschland sah das Lonboner Protokoll als etne Be-fchimptung seiner nationalen Ehre an; allein 1852 hieß e*: schweigen und dulden. Änbers 1863; man hatte eben die fünfzigste Jahresfeier der Schlacht bei Leipzig begangen, als der Hilferuf der bebrückten schleswig-holsteinischen Brüber erscholl.'. Überall in Deutschland würden Volksversammlungen geholten^und von den Fürsten die Befreiung der Herzogtümer vom Joche der Dänen verlangt. Vom Deutschen Bttnbe wurde gegen die Einverleibung Schleswigs Verwahrung eingelegt. Holstein^ würde von 12000 Mann Bundestruppen, Hannoveranern und Sachsen, besetzt. Bald daraus folgte ein zweites Heer von 45 000 Mann, Österreichern und Preußen. Der König von Dänemarks wurde aufgefordert» die Einverleibung Schleswigs zu unterlassenjmd seine Truppen aus dem Herzogtume zurückzuziehen. Der Sieg der Österreicher bei Översee, die Erstürmung der Schanzen bei Düppel und die Eroberung der Insel Alsen durch die Preußen

6. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 136

1902 - Karlsruhe : Lang
— 136 — lnasknt den, Dänenkönig zum Nachgeben. Im Frieden zu Wien, 30. ^ttober 1864 trat er die Herzogtümer Schleswig und Holstein an Österreich und Preußen ab. Auf die beiden Herzogtümer hatte der Herzog Friedrich von <üugu]tenburg Erbansprüche, die von allen deutschen Regierungen anerkannt wurden. Als Friedrich in die Herzogtümer eingesetzt werden tollte, verlangte der König Wilhelm I./daß der Herzog ui ein enges Bündnis mit Preußen trete, seine Truppen mit dem preußychen Heere vereinige, in die Bnndessestung Rendsburg preußische Besatzung aufnehme und den Hafen von Kiel an Preußen übergebe. Hierdurch sollte die Bildung eines neuen Kleinstaates verhindert werden. Der Herzog schlug diese Forderungen ab, was von Österreich, den Mittelstaaten und Kleinstaaten gebilligt wurde. Zwischen Österreich und Preußen wurde bte Verstimmung immer größer. Der Bundestag sollte den wegen Schleswig-Holstein ausgebrochenen Streit beilegen. In Berlin wußte man, daß die Entscheidung gegen Preußen ausfallen werde, und war dank der Heeresverbesserung auf den Kriegsfall gerüstet. Überdies hatte Preußen ein Bündnis mit Italien geschlossen, um Österreichs Streitfrage zu teilen. Nach langen Verhandlungen, wahrend welcher von Preußen der Antrag auf etne Umgestaltung des Bundes unter Preußens Führung mtt Ausschluß Österreichs gestellt wurde, beschloß auf Betreiben £sterreichs der Bundestag am 14. Juni 1866, daß ein Bnnde^-heer gegen Preußen kriegsbereit gemacht werde. Nun erklärte der- König von Preußen, er betrachte den Bund als gelöst. Mit gewohnter Schnelligkeit trat Preußen in den nunmehr aus-brechenden Krieg ein. Bis zum Ende des Monats war das hannoversche Heer gefangen und ganz Norddeutfchland in der Gewalt Preußens. Gleichzeitig waren unter blutigen Gefechten zwei preußische Heere in Böhmen eingerückt, und ant 3. Juli wurde bei Königgrätz die Entscheidungsschlacht geschlagen. Das österreichische Heer erlitt eine furchtbare Niederlage. Drei Wochen barauf wurden zu Nikolsburg bte Friebensunterhanblungen eröffnet. Bis zum Schlüsse des Monats Juli würde zwischen bett Bnnbestruppen (Bayern, Hessen, Babenern) und Preußen ant Main gekämpft. Auch hier waren die Preußen siegreich. Im Laufe des Monats August wurde zu Prag der Friede geschlossen Hannover, Hessen-Kassel, Nassau, Frankfurt am Main, Hessen-Homburg ünd^Schleswig-Holstein wurden dem preußischen Staate einverleibt. Österreich schied aus Deutschland aus, zahlte 40 Millionen -later Kriegskosten ttnd stimmte zu, daß Preußen die Staaten nördlich des Mains zum Norbbeutschen Bttnbe vereinige. Die süddeutschen Staaten würden von Preußen glimpflich behanbelt; neben nicht allzuharten Kriegskostenzahlungen verpflichteten sie sich,

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 208

1902 - Karlsruhe : Lang
— 208 — nur 8000 Mann starken Heere bei Narwa 40 000 Russen in die Flucht schlug. Hieraus verjagte er den Kursürsten von Sachsen aus Polen und zwang ihn, im Frieden von Altranstädt ans die polnische Krone zu verzichten. Im Jahre 1707 drang Karl wiederum in Rußland ein. Peter der Große hatte seit der Niederlage von Narwa sein Heer verbessert, die schwedischen Ostseeprovinzen Jngermanland, Estland und Livland erobert und an der Newamündung die Stadt St. Petersburg gegründet, die er zur Hauptstadt seines Reiches bestimmte. Karl Xii. verlor die Schlacht bei Pultawa (1709) und floh in die Türkei. Der Sultan wies ihm die Stadt Bender in Bessarabien zum Wohnsitze an und erwies ihm königliche Ehren. Er ließ sich von Karl zum Kriege gegen die Russen bereden. Peter der Große war anfangs im Vorteile; als er aber bis an den Fluß Pruth vorgedrungen war, wurde er mit feinem ganzen Heere von den Türken eingeschlossen. Er wäre sicher in Gefangenschaft gefallen, wenn nicht feine Gemahlin Katharina den türkischen Oberbefehlshaber durch Bestechung zum Rückzug bewogeu hätte. Bei dem nun folgenden Friedensschlüsse mußte Peter zwar Asow den Türken zurückgeben, blieb dafür aber im sicheren Besitze der eroberten Ostseeprovinzen. Während Karl Xii. m Bender war, hatten seine Feinde die schwedischen Besitzungen diesseits der Ostsee angegriffen, und die schwedischen Großen gingen damit um, ihn der Krone für verlustig zu erklären. Auf die Nachricht davon machte sich Karl auf und erreichte in fast ununterbrochenem Ritte*) von Adrianopel durch die Türkei, Ungarn, Österreich, Bayern, Württemberg, die Pfalz, Westfalen, Mecklenburg in 20 Tagen Stralsund. Er vermochte trotz aller Tapferkeit die verlorenen Provinzen nicht wieder zu gewinnen und büßte bei der Belagerung der norwegischen **) Festung Friebrichs-hall durch eine Kugel das Leben ein (1718). Sein Gegner, Peter der Große, überlebte ihn um sieben Jahre. Bis ans Ende seines Lebens war er unablässig bemüht, die westeuropäische Bilbimg in Rußland heimisch zu machen. Gegen diese Bemühungen erhob sich fortwähren!) der Wiberstanb der Altrussen; sogar Peters Sohn, der Zarewitsch Alexei, ließ sich in eine Verschwörung gegen seinen Vater ein und würde basür zum Tode verurteilt und hingerichtet. Peter der Große starb an den Folgen eines Trinkgelages im Jahre 1725. Was die Einsicht und Tatkraft eines einzigen Mannes vermag, hat *) Er war nur von dem Obersten Düring begleitet; bei Tage ritten die beiben auf Postpferden, nachts fuhren sie, um sich wenigstens durch einigen Schlaf zu stärken, im Postwagen. **) Norwegen gehörte bamals zu Dänemark. Man fanb den König tot in einem Laufgraben, in den er sich ohne Begleitung begeben hatte, und glaubte bäumt an Menchelmorb.

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 273

1902 - Karlsruhe : Lang
— 273 — ausrichten! Deshalb verhandelten die städtischen Abgesandten mit dem französischen Minister Lonvois. Seine Forderungen waren einfach: Unterwerfung der Stadt unter die Oberhoheit der französischen Krone, Huldigung vor dem Könige, Ausnahme einer Besatzung. Dafür sollte Straßburg seine Rechte und Freiheiten behalten und in den Schutz des Königs ausgenommen werden. Verweigere man die Annahme dieser Bedingungen, so drohte Louvois, die Stadt zu erobern, plündern und verwüsten zu lassen. Hilse vom Reiche war uicht zu erwarten, Deutschland war zu schwach geworden, und im Osten drohten die Türken. So mußte sich Straßburg ergeben. In der Nacht vom 29. aus den 30. September 1681 wurden die Bedingungen ausgearbeitet, unter denen Ltraßburg französisch werden sollte. Noch an demselben Tage erfolgte die Besetzung der Stadt; wenige Tage daraus leistete der Rat den Eid der Treue. Am 23. Oktober hielt Ludwig Xiv. seinen Einzug. Xii. Lothringen wird französisch. Jetzt fehlte den Franzosen, nur noch der Teil von Lothringen, wo die Herzöge ihre alte Herrschaft ausübten. Ilm das Jahr 1730 brach der polnische Erbsolgefrieg aus, in dem es sich darum handelte, ob der Kurfürst von Sachsen oder der frühere polnische König Stanislaus Leszinsky König von Polen werde. In diesem Kriege trat der französische König Ludwig Xv. aus Seite des Polen Ltanislans Leszinsky, seines Schwiegervaters, und kämpfte sür ihn gegen Österreich. Nach Beendigung des Krieges wurde ausgemacht, daß Stanislaus Leszinsky aus Polen verzichte, dasür aber das Herzogtum Lothringen erhalte, das nach seinem Tode an seinen Schwiegersohn Ludwig Xv. abzutreten und mit Frankreich zu vereinigen sei. Dasür sollte der lothringische Herzog Franz Stephan das Großherzogtum Toskana erhalten. Die Nachricht von diesen Plänen erregte in ganz Lothringen Bestürzung. Die Mutter des Herzogs, der damals in Wien am kaiserlichen Hose weilte, schickte sofort einen Boten an ihren Sohn. um ihm und dem Kaiser von der Annahme dieses Borschlags abzuraten. Der Kaiser jedoch, der seine Tochter Maria Theresia dem lothringischen Herzog vermählen wollte, kümmerte sich wenig um diesen Eilboten und dessen Wünsche, schrieb der Regentin von der nahen Heirat ihres Sohnes und lud den Bruder zu den vwchzeitsfeierlichkeiten ein. Von dem Schicksal des Herzogtums Lothringen stand nichts in dem Briese. Die^ Hochzeit des Herzogs mit der Kaiserstochter wurde gefeiert. Im ganzen Lande begingen die Lothringer, die an den Ländertausch noch immer nicht glauben konnten, den Hochzeitstag aufs feierlichste und wollten dadurch ihre Treue und Anhänglichkeit Berger-Siehle, Erzählungen aus der Weltgeschichte. 18

9. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 97

1902 - Karlsruhe : Lang
— 97 — und Polen ausgebrochener Krieg gab ihm Gelegenheit, Preußen von der Oberherrschaft des Poleukönigs frei zu machen. Durch den Frieden von Oliva erhielt er (1660) Preußen als unabhängiges Herzogtum. Damit trat das Haus Hohenzolleru in die Reihe der unabhängigen Fürstenhäuser von Europa. Etwa fünfundzwanzig Jahre nach dem westfälischen Frieden brach zwischen dem französischen Könige Ludwig Xix. und dem deutschen Reiche ein Krieg aus. Kursürst Friedrich Wilhelm Tührte sein Heer an den Oberrhein und sümpfte tapfer gegen die Franzosen?) Aus Antreiben Lrldwigs Xiv. brachen die Schweden, die bisher an dem Kriege keinen Teil genommen hatten, in die Mark Brandenburg ein und besetzten den größten Teil derselben. Friedrich Wilhelm wurde hierdurch genötigt, in fein Land zurückzukehren. Mit geringer Macht schlug er die Schweden bei Fehrbellin am 18. Juni 1675 in die Fluchte Von den Dänen und Holländern unterstützt, griff er sie in Vorpommern an und verjagte sie in den nächsten Jahren vom deutschen Boden. Während der Kaiser mit den Franzosen über den Frieden zu Nymwegen unterhandelte, setzte der große Kurfürst für sich allein den Kampf gegen die Schweden fort. Ein schwedisches Heer fiel im Winter 1678 in das Herzogtum Preußen ein. Obwohl krank, zog Friedrich Wilhelm aus Pommern mit nur 9000 Mann nach Preußen. Von' der harten Winterkälte waren das frifche Haff und das kurische Hast zugefroren. Der Kurfürst faßte einen kühnen Plan. Er ließ aus der ganzen Gegend Schlitten zusammenbringen, ans denen er mit seinem ganzen Heere mit Windesschnelle über das Eis gegen den Feind eilte. Unversehens wurde das 15 000 Manu starke Schwedenheer angegriffen und fast gänzlich vernichtet. Allein die Frucht dieser Heldentaten wurde ihm nicht zuteil. Die Franzosen rückten in das Herzogtum Kleve ein, und für sich allein war Friedrich Wilhelm nicht stark genug, um ihnen zu widerstehen. Der Kaiser Leopold I. konnte ihn nicht unterstützen, weil die österreichischen Lande von den Türken bedroht waren. Darum war der Kurfürst genötigt, mit den Franzosen und den Schweden einen Frieden zu schließen, in dem er Vorpommern den Schweden zurückgab. ^ Kurfürst Friedrich Wilhelm war unablässig bemüht, die Staatseinrichtungen seines Landes zu verbessern. Er beschränkte die Vorrechte der adeligen Herren und verstärkte dadurch seine Regierungsgewalt. Im Staatshaushalte herrschte die größte Sparsamkeit, nicht weniger in seiner eigenen Familie. Denn *) Vgl. Näheres im letzten Abschnitt: Aus der reichsländischen Geschichte: Verluste zur Zeit Ludwigs Xiv. B erg er - Stehle, Erzählungen aus der Weltgeschichte. 7

10. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 207

1902 - Karlsruhe : Lang
— 207 Im Jahre 1682 gelangte Peter, der Sohn des Zaren Alexei Romanow, auf den Thron. Da er erst zehn Jahre alt war, regierte an seiner Statt seine herrschsüchtige Schwester Sophie, die damit umging, ihren Bruder vom Thron zu stoßen. Peter nahm im Jahre 1689 die Regierung selbst in die Hand und sperrte die Schwester in ein Kloster. Er hatte seine Jugendbildung durch deu gelehrten Genser Lesort erhalten und war von ihm über die Zustände der europäischen Reiche unterrichtet worden. Zur Regierung gelangt, begann er nach Lesorts Ratschlägen die Einrichtungen seines Reiches zu verändern, um es allmählich den europäischen Staaten gleich zu machen. Um das russische Heer nach europäischer Art einzurichten, ließ Peter Offiziere und Exerziermeister, Stückgießer und Kanoniere aus Deutschland kommen; er selbst diente in seinem Heere als gemeiner Soldat, als Trommelschläger, Unteroffizier, um deu Dienst in allen seinen Teilen kennen zu lernen. Ebenso erlernte er den Flottendienst. Um sich die Kenntnisse zu erwerben, die ihm zur Neugestaltung seines Reiches unentbehrlich waren, reiste er unter einem angenommenen Namen durch Deutschland, Holland, nach England. Überall warb er unter Zusicherung großer Vorteile Handwerker aller Art an und schickte sie nach Rußland, um dort einen tüchtigen Gewerbestand Zu begründen. In dem holländischen Dorfe Zaandam arbeitete er selbst unter dem Namen Peter Michailoff eine Zeitlang als Zimmergeselle, um sich genau über den Schiffbau zu unterrichten. Die vornehmen Russen waren mit Peters Bestrebungen nicht zufrieden; darum bewogen sie die Strelitzen, ein altrussisches Schützenkorps, zu einem Ausstande. Der Zar unterdrückte den Ausstand mit blutiger Strenge; das Strelitzenkorps wurde ausgehoben, eine große Zahl der Mannschaften geköpft, gehängt, erschossen und der Rest unter die Regimenter des Heeres gesteckt. ^ Peter der Große fcth ein, daß der Handel Rußlands keinen Aufschwung nehmen könne, solange er keine Seehäsen besaß; darum bekriegte er die Türken und zwang sie, ihm die Stadt Asow abzutreten und den russischen Schiffen freie Fahrt ans dem Schwarzen Meere zu gewähren. Aus demselben Grunde verband er sich mit dem Könige von Dänemark und dem Kurfürsten von Sachsen, der zugleich König von Polen war, gegen den König Karl Xii. von Schweden, der allgemein für einen Jüngling von geringer Begabung gehalten wurde, über den man leicht siegen könne. Allein in dem im Jahre 1700 ausbrechenden nordischen Kriege zeigte Karl Xii. Heldenmut, Tatkraft und Feldherru-geschick in solchem Maße, daß er im ersten Kriegsjahre den Dänenkönig zwang, von dem Bunde zurückzutreten und mit seinem
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